Pressemitteilung vom 13. Mai 2024Tag des Handwerks im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer

„Das Teil haben wir schon lange nicht mehr gebraucht – schade eigentlich. Das sieht großartig aus“, sagte Michael Dorner und blickte gespannt auf die fliegenden Funken und das in einer Schale heiß lodernde Feuer vor ihm. Der Referatsleiter für den Bildungsbereich Mechatronik und Versorgungstechnik stand im Hof an der Station von Felix Frosch, Schmied und Landessieger bei der Deutschen Meisterschaft des Handwerks (DMH). Denn es war Tag des Handwerks – oder besser gesagt: Woche des Handwerks an bayerischen Schulen (TdH) – im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer für Mittelfranken.

Über 1.800 Schülerinnern und Schüler hämmerten, mauerten, schmiedeten, löteten, belegten, lackierten, malten, sägten… Am Freitag wurden die Handwerksmeister der Kammer dabei von vier DMH-Siegern unterstützt, die in einer der Hallen auch eine Ausstellung ihrer Siegerstücke hatten. Auch die Lehrerinnen und Lehrer durften mit anpacken. Wie Angela Pickel vom Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasium: „Ich finde das für mich persönlich total spannend und für die Schüler ist es natürlich super interessant. Sie haben oft falsche Vorstellungen von den einzelnen Berufen. Beispielsweise glauben sie, dass man als Klempner nur Klos putzen muss. Hier sehen sie auch direkt in den Werkstätten, wie viel mehr hinter den Berufen steckt.“ Tatsächlich findet sie einen Tag, bzw. Vormittag, fast zu wenig. „Man will so viel ausprobieren“, sagte sie. In der kommenden Woche hakt sie im Unterricht nach, was die Jugendlichen an neuen Erkenntnissen mitgenommen haben.

Julian beispielsweise kam ein wenig ins Grübeln. Eigentlich möchte der 15-Jährige nach dem Abitur Medizin studieren, aber nachdem er beim Schmieden selbst den Hammer schwingen durfte, ist er gar nicht mehr so sicher. „Das macht total Spaß“, freute er sich. Seine Eltern sind zwar ebenfalls Akademiker, aber „wenn ich mich für eine Ausbildung entscheide, unterstützen sie mich genauso.“ Das Talent dazu hätte er: Seinem selbstgeschmiedeten Nagel hat er nicht nur noch einen platten Kopf gehämmert, sondern auch eine elegante Drehung mitgegeben. Vera hatte da weniger Glück: „Mein Nagel ist wohl eher ein Kleiderhaken“, merkte sie lachend an. Dafür passte der Ring, den sie bei Goldschmiedin Kira Hartig, Landessiegerin im DMH, herstellte, umso besser.

Trotzdem: „Vom Hammerschwingen schmerzt mir noch der Arm, aber dieses ganz filigrane ist wohl auch nichts für mich. Da fehlt mir die Geduld“, gibt sie zu. Als echter True-Crime-Fan möchte sie sowieso lieber Jura oder Kriminalistik studieren. Ganz im Gegensatz zu Samantha. Sie besuchte die Lackierer und machte ein Audi-Symbol. Passend, denn der Papa arbeitet auch bei diesem Konzern. Nach dem Abitur möchte sie eine Ausbildung machen. „Ich hätte ein Studium in Aussicht, aber ich finde es langweilig, im Büro zu sitzen“, sagt sie. Beruflich soll es auf jeden Fall „was mit Autos“ werden: „Ob als Elektronikerin, Mechatronikerin oder eben Lackiererin muss ich mir noch überlegen.“

Willkommen wären sie alle im Handwerk: Julian, Vera und ihren Gruppenkollegen wurde von Goldschmiedin Kira Hartig sofort ausreichend Talent attestiert. „Man braucht aber auch Durchhaltevermögen, Kreativität, ein Auge fürs Detail, Geduld, Freude an kleinen Dingen und Frusttoleranz“, fügt sie lachend hinzu. Dass sie diese Kompetenzen besitzt, hat sie als Bayerns Beste im DMH bereits bewiesen. Im Sommer lässt sie sich auf eine neue Herausforderung ein: „Ich gehe nach Kenia zu den Massai und lerne dort, wie sie traditionell Perlen und Schmuck herstellen“, erzählte sie den begeisterten Jugendlichen, die sich an ihrer Station ihre eigenen Ringe oder Anhänger herstellen durften.

Für Tamara Mengel, Kammer-Hauptorganisatorin des Tags des Handwerks, war die Woche ein voller Erfolg. „Wir haben mit und vor allem dank unserer Ausbildungsmeister 1.800 Schülern und ihren Lehrkräften an 16 Stationen einen Einblick ins Handwerk geben können“, berichtete sie stolz. „Das Feedback, das wir erhalten haben, war durchweg positiv“, freute sie sich. Das kann auch ihre Kollegin Andrea Grätz bestätigen. Sie nutzte die Zeit, um in der Halle, in der sonst die Estrichleger ihre Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung erhalten, eine Ausstellung anzubieten: Die schönsten Stücke der Deutschen Meisterschaft im Handwerk. Hunderte Schüler und Lehrer führte sie durch die Ausstellung, erklärte die Besonderheiten der Werke und berichtete von nationalen und internationalen Wettbewerben. Und wer weiß: „Vielleicht haben wir heute ja genau in dieser Gruppe einen zukünftigen Weltmeister? Er oder sie müsste nur nach dem Abi eine Ausbildung beginnen und durchstarten. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf ein Kennenlernen am Siegertreppchen“, endete sie lächelnd.