FAQ Photovoltaik-Anlagen

Lassen sich Photovoltaik-Anlagen auf jedes Dach montieren? Wie groß sollte die Anlage sein und wann lohnt sich die Investition für meinen Betrieb überhaupt? HWK-Unternehmensberater Michael Erletz klärt auf.

Zu sehen ist eine Handwerkerin, wie sie an einer PV-Anlage schraubt.
Aktion Modernes Handwerk (AMH)

Durch den Ukraine-Krieg sind im letzten Herbst die Preise für Strom und Energie drastisch gestiegen – eine deutliche Mehrbelastung für viele, vor allem energieintensive Betriebe. Wer seinen Betrieb mit Strom aus Solarenergie versorgen kann, gewinnt angesichts der Verwerfungen des Marktes ein Stück Unabhängigkeit zurück .

Aber lassen sich Photovoltaik-Module (PV-Module) eigentlich auf jedes Dach montieren und inwiefern rechnet sich die Investition für Betriebe überhaupt? Auf diese Fragen weiß Michael Erletz, Berater für Innovation und Technologie der Handwerkskammer für Mittelfranken eine Antwort.

Herr Erletz, lässt sich eine Photovoltaik-Anlage eigentlich auf jedes Dach montieren?

Ja, grundsätzlich gibt es für jede Dachneigung oder Eindeckung ein Montagesystem. Einzig auf Asbestdächer ist die Installation aufgrund der Gesundheitsgefährdung nicht möglich.

Selbst für denkmalgeschützte Gebäude oder Fachwerk gibt es Lösungen. Rote PV-Module, PV-Dachziegeln oder Solarfolien sind einige Beispiele hierfür. Bevor Handwerker loslegen, sollten sie aber in jedem Fall mit der Denkmalschutzbehörde sprechen. Diese gibt vor, welche Anforderungen ihre PV-Anlage im Einzelnen erfüllen muss.

Natürlich kann der Ertrag der PV-Anlage schwanken, je nachdem, wie das Dach selbst ausgerichtet ist – ideal ist eine Ost-West Ausrichtung mit einer Neigung zwischen 30 und 35 Grad. Auch die Beschattung der Anlage durch nahe gelegene Bäume, Nachbargebäude oder Strommasten wirkt sich auf die Produktion aus.

Gibt es Alternativen zur Montage auf Dächern?

Ja, es können auch Module an Fassaden, Zäune, Carports oder freistehenden Unterkonstruktionen montiert werden. So könnte zum Beispiel eine große Parkplatzfläche auf dem Betriebsgelände mit einem PV-Carport überdacht werden.

Lässt sich die Solarenergie auch für die Wärmeerzeugung nutzen?

Ja, der erzeugte Strom kann für den Betrieb einer Wärmepumpe verwendet werden.

Um diesen Vorgang noch effizienter zu gestalten, gibt es so genannte PVT-Kollektoren. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Kombination aus PV- und Solarthermie-Kollektoren. Sie erzeugen also Strom und Wärme gleichzeitig. Bei PVT-Kollektoren besteht die Front aus einem herkömmlichen PV-Modul. An der Rückseite sind allerdings Rohrregister angebracht, durch die Wasser strömt.

Durch die Sonneneinstrahlung wird das Wasser selbst im Winter auf ca. 30 bis 40 °C erwärmt. Da dieses doch relativ niedrige Temperaturniveau nicht direkt nutzbar ist, werden PVT-Kollektoren als Quelle für Wärmepumpen verwendet. PVT-Kollektoren können bei energieoptimierten Gebäuden als einzige Wärmequelle der Wärmepumpe dienen, wodurch kostspielige Bohrungen ins Erdreich vermieden werden.

Im Vergleich zu einer Luft-Wärmepumpe kann die Jahresarbeitszahl von ca. 3 auf 4 gesteigert werden. Das heißt, man kann aus jeder eingesetzten kWh Strom ca. 4 kWh Wärme gewinnen, anstatt nur 3 kWh, wie bei einer Luft-Wärmepumpe.

Zudem gibt es noch solarthermische Anlagen, in denen die Strahlungsenergie direkt in Wärme umgewandelt wird.  Diese werden meist als Zusatz genutzt, da diese vor allem im Winter nicht genug Wärme liefern.

Für Betriebe mit einer Gas-, Öl- oder Pelletheizung kann der Einsatz eines Heizschwerts zur Steigerung des PV-Eigenverbrauchs interessant sein. Wer dazu Fragen hat, kann mich gerne direkt kontaktieren.

Welche Kosten kommen bei der Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage auf den Betrieb zu?

Das hängt von der gewünschten Leistung der PV-Anlage ab. Dabei sollten die Kosten für eine Anlage ohne Batteriespeicher zwischen 1400 bis 2000 Euro pro kWp-Leistung liegen, um die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu gewährleisten. In kWp wird die Leistung einer PV-Anlage (unter Standardtestbedingungen) angegeben. Sollten Sie über die Installation eines Batteriespeichers nachdenken, müssen Sie mit weiteren Kosten von 500 bis 1400 Euro pro kWh Speicherkapazität rechnen.

Der Vorteil eines Batteriespeichers ist, dass er die erzeugte Energie bei Überschuss speichert und bei Bedarf wieder abgibt. Allerdings sind diese relativ teuer und die Eigenverbrauchsquote steigt dabei nur um ca. fünf bis zehn Prozent. Deshalb würde ich Betrieben nicht unbedingt dazu raten. Ohne Speicher rechnet sich eine Anlage meist schneller, auch wenn dann mehr Strom ins Stromnetz eingespeist wird. Ein Batteriespeicher ist eher ein “Nice-to-have".

Die genauen Anschaffungskosten einer PV-Anlage hängen von der Dacheindeckung (z.B. Trapezblech, Ziegeldach etc.), der Dachart (Flachdach oder Schrägdach), den verwendeten Komponenten (z.B. Module, Wechselrichter, Batteriespeicher etc.) ab.

Um Kosten zu sparen, können Handwerker unter Umständen Teile der Montage selbst ausführen. Die Akademie der Handwerkskammer bietet mittlerweile praktische Kurse zur Montage von PV-Anlagen an.

Wenn Betriebe bereits ein Angebot für eine PV-Anlage eingeholt haben, können sie es mir gerne zur Prüfung zukommen lassen. Außerdem berate ich Betriebe gerne hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit ihres Vorhabens. Einfach anrufen oder eine E-Mail schreiben.

Zum Beispiel belaufen sich die Kosten für die Anschaffung einer PV-Anlage ohne Batteriespeicher mit 15 kWp-Leistung, für die eine Dachfläche von ca. 75 Quadratmetern benötigt zwischen 21.000 und 30.000 Euro. Mit der Installation eines Batteriespeichers von 10 kWh kostet die Anlage zusätzliche 5.000 bis 7.000 Euro.
 


Wann lohnt sich eine Investition in Photovoltaik-Anlagen für Handwerksbetriebe?

PV-Anlagen sind umso wirtschaftlicher, je mehr Strom selbst verbraucht wird. Denn: Eine produzierte kWh Strom aus Photovoltaik kostet zwischen 9 bis 15 Cent, wohingegen eine kWh Strom aus dem Stromnetz aktuell bei ca. 27 ct/kWh netto (Stand: Oktober 2023) liegt. Es wird also immer dann Geld gespart, wenn der Strom im eigenen Betrieb verbraucht und nicht ins Stromnetz eingespeist wird. Für jede ins Netz eigenspeiste kWh Strom erhält der Einspeiser lediglich 8 ct (im Falle von Eigenverbrauchsanlagen).

Daher sollte bei der Anschaffung ein hoher Eigenverbrauch das Ziel sein. Um dies zu erreichen, sollte die Anlage entsprechend des Stromverbrauchs des Unternehmens dimensioniert werden.

Betriebe sollten also im ersten Schritt ermitteln, wie viel Strom sie benötigen und ob sie für eine Anlage in der entsprechenden Größe die nötige Dachfläche haben.

Wie hoch sollte der Eigenverbrauch mindestens sein?

Das lässt sich über die so genannte Eigenverbrauchsquote beantworten. Diese ergibt sich, wenn man den Anteil des selbst genutzten Stroms durch die insgesamt produzierte Strommenge teilt. Experten aus der PV-Branche geben als Richtwert eine Eigenverbrauchsquote von 45 bis 70 Prozent an. Trotzdem kann sich auch eine Anlage mit nur 40 Prozent Eigenverbrauchsquote rechnen. Sie amortisiert sich dann entsprechend später.

Nehmen wir die 15-kWp-Anlage von oben, wäre diese ideal für eine Betrieb mit einem Jahresstromverbrauch von 20.000 kWh geeignet. Eine solche Anlage würde im Raum Nürnberg ca. 16.000 kWh Strom pro Jahr produzieren, wovon ca. 60 Prozent direkt verbraucht werden können.
 

Welche Förderung gibt es für Betriebe?

Da die PV-Anlagen selbst über die EEG-Einspeisevergütung „gefördert“ werden, gibt es für die Anschaffung und Montage keine Förderung. Jedoch wurde die Umsatzsteuer für PV-Anlagen Anfang 2023 auf 0 Prozent herabgesetzt.

Bei PVT-Kollektoren kann der thermische Teil über ein Förderprogramm des Bundesamts für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert werden.  Voraussetzung ist, dass die thermischen Komponenten auf einer separaten Rechnung ausgewiesen sind.

Wie unterstützt die Handwerkskammer für Mittelfranken Betriebe zum Thema Photovoltaik?

Über das E-Tool der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz lässt sich zum Beispeil die Wirtschaftlichkeit eines geplanten Investitionsvorhabens in eine PV-Anlage kalkulieren oder eine individuelle Strategie zur CO2-Reduktion erstellen. Ich beantworte gerne Fragen rund um das Thema PV-Anlagen und der Wirtschaftlichkeit solcher Investitionen.

Im Rahmen unserer Beratung gehen wir immer auf die individuelle Situation des jeweiligen Betriebes ein und können einzelne Betriebe somit dabei unterstützen, die Wirtschaftlichkeit Ihrer Investition in PV-Anlagen oder andere Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz einzuschätzen.

Außerdem unterstütze ich Betriebe gerne bei der Suche nach einer passenden Förderung. Termine können online, telefonisch (0911 5309-308) oder per-E-Mail ([email protected]) vereinbart werden.

Die Fragen beantwortete: Michael Erletz

Redakteurin: Nadine Segert-Hess